Mittwoch, 17. November 2010

Wieder ein Abend mit Erich

(04/2006)

Wie haben wir uns gefreut! Naja, Marie musste ich schon etwas überreden.
Beim letzten Konzert im Columbia blieben wir drei Freunde nach dem Ende noch fast eine Stunde stehen, genossen den Ausklang bei einem Bier und sahen den Roadies beim Abbau zu. Wir beschlossen, beim nächsten Mal unbedingt unsere Frauen mitzunehmen.

Ich liebe diese "Rentnerkonzerte"! Diese fangen stets pünktlich an, dauern mit Zugabe genau 90 Minuten. Wie auf Knopfdruck kommt dabei die Stimmung (auch ohne Anheizer-Band) und man akzeptiert diese einzige geplante Zugabe, weil man ohnehin lange genug gestanden hat... Und ganz wichtig ist, dass es dort wenig Akzellerierte gibt, die einem die Sicht zur Bühne versperren könnten. Man wird also von den anderen Grauköppen, Glatzköpfen und lederbewamsten Langhaarigen oder Bekopftuchten selten überragt. Meist ist auch der Andrang so gemäßigt, dass man zwischendurch ruhig sein Bier holen kann und dennoch den Stammplatz wiederfindet.
Über die Musik muss ich hier natürlich nichts sagen. Das Ist doch klar!

An diesem Sonntag war es aber ganz anders. Schon, dass es ein Sonntag war und kein Freitag oder Sonnabend. Wir fuhren so los, dass wir gemütlich unseren Stehplatz einnehmen hätten können, vielleicht schon ein Bier kaufen und dann dem Beginn lauschen würden. Pustekuchen!
Es war garnicht im Columbia, wo man meist auf dem Mittelstreifen parken kann oder, sollte es ausnahmsweise besetzt sein, immernoch im Flughafengelände einen guten Parkplatz findet.
Nee, Kulturbrauerei war angesagt, d.h. im Prenzlberg, dort, wo man zu keiner Zeit eine ausreichende Lücke findet...
Parkhaus? "Besetzt" stand dran, aber vielleicht bedeutet das nur "Besetzt für Nicht-Konzertbesucher"?. Da die Schranke sich nicht hob, hieß "Besetzt" wirklich "Besetzt". Im Rückwärtsgang in Kolonne auf die Einbahnstraße zurück, neue Runde, noch zehn Minuten.
Mist, jetzt fängt das Konzert an! Letzte Chance (naja, 'ne halbe Stunde verpassen wir nun leider!): Schnell zum Alex, Parken auf dem Mittelstreifen, Taxistand vor dem Hotel...
Eine halbe Stunde nach Beginn waren wir dann im Innenhof und mussten Anstehen! Etwa 150 Meter doppelte Menschenschlange trennten uns noch vom Eingang. Da nichts zu hören war, hofften wir, die Animals warten, bis alle drin sind. Oder ist das alte Kesselhaus so gut schallisoliert?
Wir schafften es zum Eingang (widerstandslos ließ ich mir die Kamera abnehmen), und wir betraten den "Saal".
Die Musik war etwas fremd. Noch nie habe ich eine Vorband so gemocht!

Bier gab es, nicht die richtige Sorte, aber immerhin. Wir drängelten zur Biertheke und blieben dann dort in der Nähe stehen. So voll kannte ich es nicht, nicht im Huxley's und nicht im Columbia. Wir waren mit unserem ältesten Sohn und mit Freunden verabredet, aber schätzten die Chancen auf ein Begegnen als eher gering ein. Dann erklang auch schon die "spanische" Variante des Intros zu "Don't Let Me Be Misunderstood"...
Das Konzert war grandios wie immer. Angeblich nicht so, wie auf den Sommerfestivals, aber da fehlte uns der Vergleich. Umarmt wippten wir durch die bis dahin eineinhalb Stunden, genossen die Musik, und zwangen durch unseren anhaltenden Applaus ALLE Musiker des Abends zum gemeinsamen Finale erneut auf die Bühne. Wahnsinn!

Wir blieben danach noch völlig fasziniert stehen. Der Saal leerte sich allmählich, wir trafen dann unsere Freunde, unser Kind und weitere Bekannte. Paula, die rothaarige Bass-Gitarristin der (ganz neuen) Animals ging noch mit einem lächelnden Gruß durch unsere Gruppe.
Wollte sie vielleicht für sich auch einen Hauch dieses "post concert feelings" einfangen?

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